Seit Dezember 2018 nehmen wir in unserer Gruppe Lönneberga, die sich im Landkreis Karlsruhe befindet, Kinder in Obhut. Im Juli 2021 kam unsere zweite Gruppe Katthult im Landkreis Germersheim hinzu. Beides sind Schichtdienstgruppen mit jeweils sechs Plätzen, die jüngeren Kindern bis 10 Jahren oder Geschwisterkindern einen sicheren Ort in einer Krisensituation bieten.
In unsere Gruppen nehmen wir Kinder, die aufgrund ihrer individuellen Not- und Krisensituation über das jeweilige Jugendamt in Obhut genommen werden müssen, auf. Die Inobhutnahme dient der Abwehr von Gefährdung und ist eine zeitlich befristete Krisenintervention. Unser Angebot richtet sich an Kinder ab Geburt bis zum Ende der Grundschulzeit. Insbesondere Geschwisterkinder, die für eine erste Einschätzung der Situation einen gemeinsamen Platz benötigen, liegen uns am Herzen.
Ziel der Inobhutnahme ist vorübergehend Schutz zu gewähren, zur Lösung der Krise beizutragen und eine tragfähige Zukunftsperspektive mit möglichst allen Beteiligten zu erarbeiten. Das Kind kann zunächst zur Ruhe kommen, während seine Grundversorgung in allen Bereichen gesichert wird. Unser pädagogisches Handeln ist am Alltag orientiert. Gemeinsame Mahlzeiten, Aufräumen und Mithelfen gehören ebenso dazu, wie die Gestaltung der Freizeit. Eine wohnliche Atmosphäre und eine klare Tagesstruktur geben Halt und Orientierung. Das zu betreuende Kind steht im Mittelpunkt unserer Aufmerksamkeit. Dessen Bedürfnisse und sein Schutz sind der Ausgangspunkt unseres Handelns. Ziel ist eine Entlassung in ein Umfeld, in dem einer positiven Entwicklung nichts entgegensteht. Durch eine enge und gute Kooperation mit ansässigen (Kinder-)Ärzten, Kinder- und Jugendpsychiatern, Schulen, Kindergärten und sozialräumlichen Unterstützungsangeboten, kann dem zu betreuenden Kind eine schnelle und umfassende Hilfe in allen akut relevanten Lebensbereichen zukommen.
Die Beobachtung des Kindes in allen entwicklungsrelevanten Bereichen, seinem Sozialverhalten, sowie der emotionalen und körperlichen Gesundheit, ist neben der Eltern-Kind-Interaktion die Grundlage für eine weitere Planung.
Es ist uns ein Anliegen das Jugendamt bei der schnellstmöglichen Aufdeckung des Bedarfs des einzelnen Kindes zu unterstützen, um eine Rückführung oder Anschlussmaßnahme umgehend einleiten zu können.
Die Arbeit in der Villa Kunterbunt erfordert Mitarbeiter*innen mit fachlicher Kompetenz und hoher Belastbarkeit, die es verstehen, ihre Qualifikation und das daraus resultierende Wissen mit Zuneigung und Wärme zu verbinden. Eine klare Haltung im Sinne unserer angebotsübergreifenden Werte ist Ausgangspunkt der Arbeit. Die Mitarbeiter*innen sind Ansprechpartner, bieten emotionale Unterstützung, sowie Halt und Sicherheit in einer als unsicher erlebten Zeit.
Unsere Inobhutnahmegruppe wird im Schichtdienst betreut, wobei wir uns am Bedarf der Kinder orientieren. Trotz des täglichen Wechsels der Bezugspersonen bieten wir den Kindern einen Ort, an dem sie sich in der Notsituation wohl und geborgen fühlen können. Die Mitarbeitenden verstehen sich als Teil der Gemeinschaft und gestalten den vorübergehenden Alltag, abgestimmt auf die individuellen Bedürfnisse, mit den Kindern gemeinsam.
Es ist unser Anliegen, dass die Eltern/die Familien die Inobhutnahme als eine Hilfe ansehen, in der ihr Kind zunächst gut und sicher untergebracht ist. Bei weiterem Klärungsbedarf sind sie nicht mehr auf sich alleine gestellt, sondern werden von Fachkräften unterstützt. Je nach zu Grunde liegender Situation und Schutzauftrag wird der Eltern-Kind-Kontakt individuell geplant, hergestellt, vorbereitet, begleitet und reflektiert.
Eine konstruktive und wertschätzende Zusammenarbeit ist uns, soweit in der aktuellen Krisensituation möglich, sehr wichtig.